Christoph Schlingensief
Christoph Schlingensief

Christoph Schlingensief und Aino Laberenz – Kunst, Liebe und Vermächtnis

Christoph Schlingensief gehört zweifellos zu den ungewöhnlichsten und provokantesten Künstlern der deutschen Nachkriegsgeschichte. Regisseur, Autor, Aktionskünstler, Opernvisionär – er sprengte Grenzen und stellte stets Fragen, die unbequem, aber notwendig waren. Seine Arbeiten zwischen Film, Theater, Oper und Kunstprojekten machten ihn zu einer ikonischen Figur der Gegenwartskultur.

In diesem Artikel werfen wir einen ausführlichen Blick auf sein Leben, seine Kunst, seine Ehe mit Aino Laberenz, seine letzten Interviews, seine Krankheit und Todesursache sowie auf sein filmisches und literarisches Erbe.

Wer ist Christoph Schlingensief?

Christoph Maria Schlingensief wurde am 24. Oktober 1960 in Oberhausen geboren. Schon in jungen Jahren experimentierte er mit Super-8-Filmen und entwickelte ein Gespür für das Subversive und Provokante. Seine späteren Arbeiten waren immer geprägt von einer Mischung aus künstlerischer Radikalität, politischem Engagement und einem tiefen, existenziellen Ernst.

In den 1980er- und 1990er-Jahren sorgte er mit Filmen wie Das deutsche Kettensägenmassaker oder Terror 2000 für Aufsehen. Mit seinen Theaterinszenierungen, insbesondere an der Berliner Volksbühne, und seinen spektakulären Opernprojekten überschritt er die Grenzen zwischen Kunst, Politik und Medienöffentlichkeit.

Schlingensief war nicht nur ein „Bürgerschreck“, wie ihn die Medien gerne nannten, sondern auch ein Suchender, der mit seiner Kunst stets Antworten auf gesellschaftliche und persönliche Krisen finden wollte.

Christoph Schlingensief und Aino Laberenz

Eine entscheidende Weggefährtin war seine Frau Aino Laberenz, die er 2009 heiratete. Die standesamtliche Trauung fand in Brandenburg statt. Laberenz, selbst Bühnen- und Kostümbildnerin, war nicht nur privat, sondern auch beruflich eng mit Schlingensief verbunden.

Nach seinem Tod setzte sie eines seiner wichtigsten Projekte fort: das Operndorf Afrika in Burkina Faso. Dieses visionäre Projekt sollte Kunst, Bildung und Alltag vereinen – ein Ort, an dem Kinder und Erwachsene durch Kunst lernen und wachsen können. Heute ist Aino Laberenz die künstlerische Leiterin des Operndorfs und sorgt dafür, dass Schlingensiefs Vision lebendig bleibt.

Christoph Schlingensief – letztes Interview

Kurz vor seinem Tod gab Schlingensief ein bewegendes letztes Interview. Besonders bekannt wurde das Gespräch mit dem Musik- und Kulturmagazin SPEX, das 2010 kurz vor seinem Tod erschien. Darin sprach er über seine Krankheit, die Grenzen des Theaters und die Möglichkeit, das Leiden in Kunst zu verwandeln.

Das Interview gilt heute als ein Vermächtnis: Schon geschwächt von seiner Krebserkrankung, reflektierte er über Endlichkeit, Glauben und Kunst. Er zeigte dabei weder Resignation noch Bitterkeit, sondern eine fast spirituelle Haltung, die tief beeindruckte.

Christoph Schlingensief Todesursache

Am 21. August 2010 starb Christoph Schlingensief im Alter von nur 49 Jahren in Berlin. Die Todesursache war Lungenkrebs, eine Krankheit, mit der er seit 2008 öffentlich umging.

Sein Tod löste große Trauer in der Kunstwelt aus. Viele würdigten ihn als „einen der wichtigsten Künstler der Gegenwart“, der bis zuletzt unermüdlich gearbeitet hatte – trotz schwerer Krankheit. Besonders sein Tagebuchband „So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein!“ machte sein Ringen mit der Krankheit für die Öffentlichkeit nachvollziehbar.

Christoph Schlingensief – Raucher oder Nichtraucher?

Eine oft gestellte Frage lautet: War Christoph Schlingensief Raucher?
In manchen Nachrufen wurde er als Nichtraucher bezeichnet, während andere Quellen darauf hinweisen, dass er früher zumindest zeitweise geraucht habe. Eine eindeutige, allgemein anerkannte Quelle gibt es hierzu nicht. Sicher ist jedoch, dass Schlingensief nicht in das klassische Bild eines „kettenrauchenden Künstlers“ passte, sondern seine Krankheit vielschichtig und nicht allein durch äußere Faktoren erklärbar war.

Christoph Schlingensiefs Frau

Wie bereits erwähnt, war Aino Laberenz seine Ehefrau. Sie heirateten 2009, nur ein Jahr nach seiner Krebsdiagnose. Trotz der schweren Umstände verband beide eine tiefe Liebe und Partnerschaft, die auch in den Medien Beachtung fand. Laberenz blieb nach seinem Tod eine Art „Hüterin seines Erbes“ – sowohl im persönlichen wie auch im künstlerischen Sinne.

Christoph Schlingensief Filme

Schlingensief hinterließ ein eindrucksvolles filmisches Werk. Seine Filme sind oft grotesk, provokant, satirisch und zugleich tief politisch. Einige der bekanntesten Werke:

  • 100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker (1989)
  • Das deutsche Kettensägenmassaker (1990)
  • Terror 2000 – Intensivstation Deutschland (1992)
  • Die 120 Tage von Bottrop (1997)

Seine Filme waren weit entfernt vom Mainstream-Kino. Stattdessen attackierten sie Tabus, stellten historische Traumata dar und übten scharfe Kritik an Politik, Gesellschaft und Medien.

Christoph Schlingensief Bücher

Neben Filmen und Theater hinterließ er auch bedeutende Bücher. Besonders hervorzuheben ist sein 2009 erschienenes Krebstagebuch „So schön wie hier kann’s im Himmel gar nicht sein!“, das auf ehrliche und berührende Weise von seiner Erkrankung erzählt.

Weitere Schriften sind unter anderem:

  • „Chance 2000 – Wähle dich selbst“ (1998) – über seine satirische Parteiaktion.
  • „Ich weiß, ich war’s“ (posthum veröffentlicht, 2012) – eine Sammlung von Texten, in denen er über Leben, Tod und Kunst reflektiert.

Seine Bücher zeigen, dass er nicht nur ein visueller Provokateur, sondern auch ein tiefgründiger Denker und Erzähler war.

Rezeption und Vermächtnis

Nach seinem Tod erfuhr Christoph Schlingensief eine umfassende Würdigung. 2011 wurde der Deutsche Pavillon auf der Biennale in Venedig, der ihm gewidmet war, mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. 2020 erschien der Dokumentarfilm „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“, der seine künstlerische Reise nachzeichnete.

Sein Vermächtnis ist ambivalent: Viele sehen ihn als Genie und Visionär, andere empfanden seine Aktionen als Zumutung. Gerade diese Spannung machte ihn zu einer der prägendsten Künstlerfiguren seiner Zeit.

Schlusswort

Christoph Schlingensief war ein Künstler, der keine Grenzen kannte – weder zwischen Kunst und Leben noch zwischen Krankheit und Schaffen. Er hinterließ Filme, Bücher, Inszenierungen und Visionen, die bis heute nachwirken. Sein Werk bleibt lebendig, nicht zuletzt durch das Engagement seiner Frau Aino Laberenz und Projekte wie das Operndorf Afrika.

Dieser Artikel erschien auf Ikonisch Welt Biografien, wo wir uns mit den großen Persönlichkeiten unserer Zeit auseinandersetzen.

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